Ladestationen in Deutschland im Überblick – wo gibt es Nachholbedarf?

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Das deutsche Ladenetz wächst und wächst: Rund 7.200 Ladestationen sind es im dritten Quartal 2017 und damit knapp 1.700 Stationen mehr als im Vorjahr. Trotzdem gibt es in der Infrastruktur je nach Region gravierende Unterschiede. Erfahren Sie in diesem Artikel, in welchen Gebieten der Bundesrepublik das Ladenetz noch schwächelt – und wie Sie den Ausbau selbst aktiv mitgestalten können.

Schwierigkeiten bei verlässlichen Aussagen über Stationszahlen

Vergleicht man die eingangs genannten Zahlen zum Ladenetz von Statista mit den Statistiken der Bundesnetzagentur und des Bundesverbands der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft (BDEW), so zeigen sich teilweise gravierende Unterschiede. Während der BDEW in seiner halbjährigen Erhebung Ende 2016 von insgesamt 7.407 öffentlich zugänglichen Ladepunkten und 3.206 Ladestationen ausgeht, kommt die Bundesnetzagentur zum 18.04.2017 auf lediglich 1.600 Ladeeinrichtungen mit insgesamt 3.335 Ladepunkten.

Der Grund: Die Bundesnetzagentur gibt an, dass sie sich auf die seit dem 18. April 2017 im Rahmen der Ladesäulenverordnung (LSV) gemeldeten Daten zur öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur in Deutschland stützt. Der BDEW registriert dagegen sämtliche öffentlich zugängliche Ladestationen.

Andere, tendenziell höhere Zahlen präsentieren dagegen unabhängige Portale wie GoingElectric, LEMnet und e-stations.de. Dies deutet darauf hin, dass das Streckennetz möglicherweise bereits besser ausgebaut ist, als offizielle Quellen vermuten lassen. Allerdings sind die Angaben auf den Portalen ohne Gewähr. Um aktuelle Tendenzen auf Länder- und Städteebene abzuleiten, sollen deshalb zunächst die Zahlen der Bundesnetzagentur und des BDEW herangezogen werden.

Die meisten Ladestationen gibt es in NRW

Nach Berechnungen von Statistikern sollen E-Auto-Besitzer aktuell durchschnittlich alle 111 Kilometer in Deutschland eine Lademöglichkeit vorfinden. Diese eindrucksvollen Zahlen scheint die Bundesnetzagentur zunächst auch für die einzelnen Bundesländer zu bestätigen. Laut Ladekarte der Bundesnetzagentur besitzt Nordrhein-Westfalen mit 607 öffentlich zugänglichen Ladestationen das dichteste Ladenetz im Ländervergleich (Stand: 15.07.2017). Es folgen Bayern mit 602 Ladepunkten und Baden-Württemberg mit 375.

Allerdings müssen diese Daten immer auch in Relation zu der Landesfläche gesetzt werden. Und aus diesem Blickwinkel gestaltet sich die Netzdichte noch recht dünn. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft bringen es NRW und Baden-Württemberg immerhin auf 47 beziehungsweise 42 Ladepunkte pro 1000 km2. In Bayern finden sich auf derselben Fläche allerdings lediglich 15 Ladepunkte.

Weitaus prekärer gestaltet sich die Situation in den neuen Bundesländern. Während Sachsen immerhin auf 22 Ladepunkte kommt, müssen sich E-Mobilisten in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit höchstens vier Ladepunkten auf 1.000 Kilometern begnügen.

Ländliche Regionen stehen kaum unter Strom

Dass das Netz an Elektrotankstellen verschieden gut ausgebaut ist, offenbart sich insbesondere im Stadt-Land-Vergleich. Danach dominieren vor allem die Ballungsgebiete: Berlin kommt laut Bundesnetzagentur als Spitzenreiter unter den Städten auf 263 Stationen, vor Hamburg mit 200 und Düsseldorf mit 73. Laut BDEW gibt es in Berlin 536, in Stuttgart 375 und in Hamburg 292 Ladepunkte.

Ländliche Regionen stehen dagegen kaum unter Strom. Insbesondere in den neuen Bundesländern tun sich auf Gemeindeebene eine Vielzahl von Lade-Vakua auf der Deutschlandkarte auf. Die Distanz zwischen öffentlichen Ladestationen kann hier mitunter mehrere hundert Kilometer betragen. Das spontane Stromtanken in ländlichen Regionen wird damit vielerorts zum Glücksspiel.

Bund und Privatbesitzer sind gefordert

Mit welchen Entwicklungen in der Infrastruktur ist zukünftig zu rechnen? Der Ausbau des Ladenetzes wird zum einen aktiv vom Bund gefördert. Insgesamt werden 5.000 Schnelladestationen bis 2020 errichtet. Ein Großteil hiervon entsteht in Bayern, Baden-Württemberg und NRW. Aber auch Nachzügler wie Sachsen (90 Standorte), Sachsen-Anhalt (60 Standorte), Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland (jeweils 64 Standort) werden bedacht.

Zum anderen können aber vor allem Sie als privater Anbieter selbst großen Einfluss auf den Ausbau der Infrastruktur nehmen. Indem private Besitzer ihre Ladestation für die Öffentlichkeit freigeben, lässt sich die statistische Distanz von etwa 111 Kilometern auf lediglich zehn Kilometer reduzieren. Damit böten sich Elektroauto-Fahrern unzählige Alternativen, um ihre Batterie aufzuladen – ein wichtiger Schritt in Richtung Elektromobilität.

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