Wie weit sind die Stadtwerke in Deutschland beim Thema Elektromobilität?

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Die elektromobile Zukunft geht alle etwas an, nicht nur Elektroauto-Hersteller und Fahrer. Ohne passende Infrastruktur hat das E-Auto keine Chance. Großen Anteil am Ausbau haben daran auch die Stadtwerke in den Städten und Gemeinden mit ihren Beziehungen zu Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Wie weit sind sie beim Thema Elektromobilität? Eine Bestandsaufnahme und ein Blick in die Zukunft.

Welche Rolle spielen Stadtwerke für die Zukunft es E-Autos?

Als Infrastrukturbetreiber kommt Stadtwerken eine zentrale Bedeutung beim Ausbau des Ladenetzes zu – von öffentlichen Stromstationen bis hin zur Versorgung der privaten Ladestationen in der eigenen Garage. Vernetzt sind die Stadtwerke aber auch abseits der Stromleitungen. Als Bindeglied zwischen Nutzer, Technik, aber auch Politik und Wirtschaft nehmen sie eine Schlüsselposition ein, um den Ausbau aktiv voranzutreiben.

Staatliche oder kommunale Förderungen, Kooperationen mit Unternehmen aus der Region oder Bündnisse untereinander – Stadtwerke können auf vielerlei Art und Weise zum Motor werden für die Elektromobilität. Was konnten sie bislang erreichen und welche Rolle werden sie künftig spielen?

Förderprogramme von der Politik

Die bislang größte Kooperation zwischen Staat und Stadtwerken stellt das Förderprojekt „econnect Germany“ dar. Mit Fördergeldern in Höhe von insgesamt 21 Millionen Euro wurden 2012 an sieben deutschen Standorten – in Aachen, Duisburg, Osnabrück, Trier, Leipzig, auf Sylt und im Allgäu – Forschungsprojekte von und für Stadtwerke ins Leben gerufen.

Neben intelligenten elektromobilen Verkehrsanwendungen steht dabei der Auf- und Ausbau eines intelligenten Stromnetzes im Zentrum des Forschungsinteresses. In Aachen wird beispielsweise seither an der Integration in das Smart Home geforscht sowie an einer IT-Plattform für unterschiedliche Zugangs- und Abrechnungssysteme für das öffentliche Laden.

Förderungen auch auf Landes- und Gemeindeebene

Auch auf Landes- und Gemeindeebene zeigen Politik und Kommunen gemeinsam innovative Lösungen. Im Rahmen des baden-württembergischen Ideenwettbewerbs „Elektromobilität Ländlicher Raum“ des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz konnten sich etwa in Aalen Stromtankstellen sowie E-Carsharing etablieren – beides verwaltet von den Stadtwerken.

In Münster rollen auf Bestrebungen der Stadtwerke seit 2014 die ersten Elektrobusse durch die Stadt, finanziert über Fördermittel des Bildungs- und Forschungsministeriums. Auch in Bonn sind Elektrobusse mit EU-Förderung im Einsatz. Die Osnabrücker Stadtwerke wollen bis 2020 insgesamt 40 batteriebetriebene Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs auf die Straße bringen.

Initiativen für mehr Elektronik im Stadtverkehr gibt es ebenso beispielsweise in Hannover, Leipzig, Dresden und Berlin. Etwa 20 Projekte mit Elektrobussen zählt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) aktuell in Deutschland.

Wo der Staat noch knausert

Hoch im Norden zeigt sich dagegen ein anderes Bild: Im strukturschwachen Bundesland Schleswig-Holstein nimmt die „Initative E-Mobilität“ die Politik in die Pflicht und fordert aktiv die Umsetzung von Modellprojekten. Angesichts des stark ausbaufähigen Ladenetzes besteht der Zusammenschluss aus etwa 40 Stadt- und Gemeindewerken ebenso darauf, die gesetzlichen Abgaben für Ladestation-Strom zu reduzieren, um den Weg frei zu machen für ein flächendeckendes Netz.

Stadtwerke unter sich – Strombetreiber zeigen auch Eigeninitiative

Auch abseits der Politik zeigen die Stadt- und Gemeindewerke in vielen Bundesländern umfassende Eigeninitiativen. Untereinander lautet vielerorts die Devise: Kräfte bündeln und Ideen teilen. Kommunale Energieversorger schließen sich seit 2010 etwa im Netzwerk ladenetz.de zusammen. Mittlerweile kooperieren hier 102 Stadtwerke und stellen gemeinsam deutschlandweit 1.000 Ladepunkte.

Hinter dem Verbund steht die smartlab Innovationsgesellschaft mbH, ein Unternehmen der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft, von erdgas schwaben, der Stadtwerke Osnabrück, der STAWAG und der Thüga. Als Innovationszentrum entwickelt das smartlab Produkte und Konzepte für die Elektromobilität, wie beispielsweise Abrechnungssysteme, die schließlich auch von den Partnerwerken genutzt werden.

Neben dem diesem Verbund bestehen weitere Bündnisse wie etwa die Thüga-Gruppe mit rund 100 Unternehmen der kommunalen Energieversorgung oder die Stadtwerke-Kooperation Trianel. Sie zeichnen mit dem STADTWERKE AWARD jährlich Stadtwerke für ihr Engagement zur Umsetzung der Energiewende und dem Ausbau von Elektromobilität aus.

Eine jüngere Plattform stellt die Projektgruppe „ELEKTROMOBILITÄT“ dar, die länderübergreifend Stadtwerke aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie Partner aus Politik und Wirtschaft miteinander verbindet. Neben dem effizienten Ausbau der mitteldeutschen Infrastruktur soll im Zusammenschluss ebenso ein einheitliches Zugangs- und Abrechnungssystem etabliert werden. Dazu sind auch Gelder aus dem Bundesprogramm Ladeinsfrastruktur vorgesehen.

Partnerschaften mit Unternehmen

Neben eigenen Bündnissen und Kooperationen mit der Politik suchen Stadtwerke auch den Kontakt zur Wirtschaft. Sowohl Zusammenschlüsse mit Energiekonzernen als auch Partnerschaften mit Autoherstellern werden forciert, um E-Fahrzeuge in das eigene Mobilitätskonzept zu integrieren. Die Münchener Stadtwerke ersetzen aktuell etwa den eigenen Fuhrpark mit 50 Elektroautos. Auch in Urlaubsregionen, in Großstädten oder Kurorten stellen Stadtwerke gemeinsam mit Fremdenverkehrsorganisationen die Weiche auf Elektromobilität. Die Stadtwerke Tossingen haben beispielsweise ein Carsharing-Angebot mit Elektroautos ins Leben gerufen, das eingebunden ist in den Car-Sharing-Verbund der Deutschen Bahn.

Diese innovativen Ansätze schaffen nicht nur attraktive Anreize gegenüber Touristen, sondern fördern auch unter Ortsansässigen das Bewusstsein für nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität.

Stadtwerke werden zur treibenden Kraft der E-Mobilität

Die Zeichen stehen auf Aufbruch – und ein Blick auf die Entwicklung der Stadtwerke zeigt: Die Basis ist die treibende Kraft der Energiewende. Im Dialog mit Städten und Kommunen entwickeln die regionalen Energieversorger innovative Mobilitätskonzepte und leisten durch Kooperationen mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft entscheidende Beiträge zum Ausbau der Infrastruktur.

Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Entwicklung sind allerdings die Verbraucher selbst. Denn mit dem Ausbau und vor allem mit der Bereitstellung der privaten Infrastruktur stehen E-Mobilisten mehr Ladestationen zur Verfügung und die statistische Distanz zwischen den Ladepunkten wird geringer. Das erkennen auch die Stadtwerke, indem sie den Verbrauchern in ihren Energiekonzepten eine Schlüsselposition zuschreiben.

Sie werden bei einem Kauf oder der Miete einer Strom-Tankstelle unterstützt. Neben einem individuellen Beratungsangebot für die richtige Ladestation schaffen Zuschüsse durch die Stadtwerke weitere Anreize, um auf E-Mobilität umzusteigen. Stationsbesitzer werden außerdem mit zertifiziertem Ökostrom versorgt.

Allerdings geht wenig ohne die Unterstützung aus der Bundes- und Europa-Politik. Insbesondere in strukturschwachen Regionen wird der Ruf nach mehr Fördermitteln und verbraucherfreundlichen Gesetzen seitens der Stadtwerke lauter. Die wachsende Vernetzung untereinander hilft, die Verhandlungsposition der Stadtwerke auch künftig weiter zu stärken.

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